Der Vorstand wünscht Ihnen eine stimmungsvolle Weihnachtszeit und für das neue Jahr Gesundheit und Kraft.

Hoffen wir, dass im Jahr 2025 der Frieden Realität wird!

Die Anbetung der Könige (1564)

von Pieter Bruegel dem Älteren

Ein Bild, das beim ersten Eindruck konventionell und vertraut wirkt. Bei genauerem Hinsehen unterläuft es jedoch subtil die traditionelle Darstellung und regt zum Nachdenken an…

Im Zentrum des Bildes sitzt Maria mit dem Jesuskind. Sie beugt sich leicht nach vorne einem der Könige entgegen. Ihr Blick richtet sich auf das Kind. Eines ihrer Augen ist verdeckt und unterstreicht dadurch ihre natürliche und scheue Haltung. Mit der rechten Hand präsentiert sie das Kind. 

Die zwei Könige in der linken Bildhälfte beugen sich dem Kind entgegen. Ihre Gesichter sind alt, ihre Kleidung edel. Der König links im Bild trägt keine Krone, aber sein Gewand hat die Farbe Rot, die ihn als König auszeichnet. Der mittlere König ist besonders prächtig gekleidet. Auf einem Seidenmantel trägt er einen Hermelinumhang, darüber eine goldene Kette. Seine königlichen Insignien Zepter und Kopfbedeckung legt er demonstrativ vor dem „neuen“ König der Juden ab. Er ist der einzige König, der das Kind direkt anblickt. Der junge, schwarze König (rechts) im hellen Fransenmantel mit Krone und seinem ungewöhnlichen Weihrauchgefäß – ein goldenes Schiff mit einer Nautilusmuschel (Bruegels Vorbild waren die prunkvollen Tafelaufsätze der holländischen Goldschmiede) – zieht die größte Aufmerksamkeit aller Figuren auf sich. Die Muschel steht für die exotische Herkunft des Königs, das Schiff für eine weite Reise und das Metall für seinen Reichtum. Er kniet nicht demütig nieder, sondern geht in aufrechter Haltung auf den „neuen König“ zu. Um die Wirkung seines Auftritts wissend, sucht er selbstbewußt Augenkontakt mit den Zuschauern außerhalb des Bildes. Der linke König im roten Gewand blickt auf den mittleren König herab und kommentiert mit seinem Gesichtsausdruck dessen Anerkennungsbezeugung.

Der heilige Josef beugt seinen Kopf jemandem entgegen, der ihm etwas zuflüstert. Man hat den Eindruck, als wolle dieser ihm seine Meinung über das Auftreten der Könige mitteilen. Als eine der zentralen Figuren im Bild, lässt sich Josef durch seinen Nachbarn ablenken. Das Verhalten der beiden wirkt respektlos.

Das nackte Jesuskind auf dem Schoß der Mutter zieht sich ängstlich zurück, ein für das Alter typisches Verhalten, das man als „Fremdeln“ bezeichnet. 

Die Botschaft des Künstlers: Jesus ist Mensch, weil er menschlich reagiert.

Eine Figur ganz am rechten Bildrand trägt eine Brille. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass nicht alle Anwesenden die Bedeutung der Szene erkennen. Bruegel hat in anderen Werken Augengläser als Symbol für Blindheit gegenüber der Wahrheit verwendet.

Links von dem Brillenträger steht ein Mann, der sich über die Anwesenheit der Soldaten zu wundern scheint. In der Kunst ist die Anwesenheit von Soldaten bei einer Anbetungsszene in der Tat ungewöhnlich. Vielleicht ist es ein Hinweis Bruegels auf die damalige spanische Besetzung der Niederlande. Er zieht damit die Parallele zur römischen Besatzung zur Zeit Jesu.

Der Esel, der in den meisten Krippendarstellungen an der Krippe steht, manchmal sogar gleichwertig zu den Hauptfiguren, fällt in Bruegels Bild kaum auf. Er verschmilzt fast mit dem dunklen Hintergrund und ist an dem Geschehen völlig uninteressiert. Er hat seine Pflicht getan. Müde und hungrig von der langen Reise frißt er zufrieden mit zurückgelegten Ohren und geschlossenen Augen sein Heu.